„Ich liebe Schach – es bedeutet mir alles“
„Ich liebe Schach – es bedeutet mir alles“
Mit diesen Worten bringt eine Teilnehmerin des grenke Opens im Impressionsvideo vom dritten Turniertag auf den Punkt, was viele Spielerinnen und Spieler vor Ort empfinden: die Liebe zum Spiel und das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft Gleichgesinnter. Genau diese Atmosphäre macht das grenke Schachfestival so besonders.
Spannende Partien und große Emotionen am dritten Tag
Auch der dritte Tag des Turniers wartete mit zahlreichen schachlichen Höhepunkten und spannenden Geschichten auf.
Im Freestyle-Schach wurde die Position 302 als Anfangsstellung gezogen. Da die Partien direkt nach der Auslosung beginnen und keine zusätzliche Vorbereitungszeit eingeräumt wird, nutzen viele Spieler die ersten Minuten am Brett, um ihren ersten Zug zu planen. Eine beliebte Taktik – selbst unter Profis – ist es, zunächst zu beobachten, wie sich die Nachbarbretter entwickeln. Das verriet zum Beispiel Rasmus Svane in seinem Interview mit Fiona Steil-Antoni.
Carlsen dominiert – Bacrot tappt in die Falle
Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand die Partie von Magnus Carlsen gegen Etienne Bacrot. Bereits im zweiten Zug rochierte Carlsen. Im 18. Zug unterlief Bacrot dann mit b3? ein folgenschwerer Fehler: Er sperrte seine eigene Dame ein. Großmeister Klaus Bischoff, der die Partien für das Publikum vor Ort kommentiert, meinte trocken: „Schlechter könnte die weiße Dame nicht stehen.“
Bemerkenswert war auch eine Szene vor der Partie: Bacrot outete sich als Carlsen-Fan, und schoss ein Selfie. Schachfotograf Dariusz Gorzinsk hielft den Moment live fest. Bacrot veröffentlichte das Bild später auf Twitter – sein Handy gab er danach pflichtgemäß ab.
Mendonca sorgt für Furore
Für Aufsehen sorgte der junge Inder Leon Luke Mendonca, der am Vortag gegen Ian Nepomniachtchi gewann und anschließend auch Richard Rapport mit Schwarz besiegte. 29. Dh4?? (anstelle von Dh2) war der entscheidende Fehler. Weiß hatte zwar die Drohung 29 ...Th8! erkannt. Doch anstelle von 29. Dh4 wäre 29. Dh2 die richtige Wahl gewesen. Nach 30. De1 Dh2+ kann die weiße Dame ihrem König nicht mehr helfen, sich gegen den schwarzen Angriff auf der h-Linie zur Wehr zu setzen.
Stars zum Anfassen: Souleidis, Kramnik und die Streaming-Elite
Zwischen den Runden war der beliebte Schachstreamer Georgios Souleidis („The Big Greek“) am Stand der Chess Tigers für eine Signierstunde zu Gast. Zahlreiche Fans nutzten die Gelegenheit, um sich Autogramme zu sichern und Schachbretter oder Bücher signieren zu lassen.
Das Medieninteresse bleibt weiterhin enorm: Neben dem SPIEGEL war auch ein 13-köpfiges Team einer US-amerikanischen Streaming-Plattform vor Ort, das eigens für das Event angereist war.
Auch Wladimir Kramnik stattete dem Turnier wieder einen Besuch ab und hatte die Ehre, als Losfee für die Anfangsstellung der 5. Runde zu agieren. Seine Beziehung zu Hans Niemann bleibt Gegenstand vieler Spekulationen – auch Niemanns Interview mit Fiona Steil-Antoni brachte keine Klarheit. Dafür berichtete Niemann, dass er selten von so vielen Fans umringt und nach Autogrammen gefragt worden sei wie hier in Karlsruhe.
Carlsen ruft den Schiedsrichter
Für kurze Aufregung sorgte zu Beginn der fünften Runde Magnus Carlsen, der den Schiedsrichter herbeirief. Was war passiert? Sein Gegner Victor Mikhalesvski trug eine Uhr - eine analoge Uhr zwar, aber Carlsen führte sich trotzdem abgelenkt.
Auch in der Partie setzte sich Carlsen durch. Mikhalevskis Versuch, mit einem Damenopfer Vorteil zu erlangen, ging nicht auf. Zwar erhielt er dafür einen Turm und einen Springer und zwang Carlsen zudem einem Tripelbauern auf – doch die schwarze Figurenkoordination stimmte nicht, und ein unaufhaltsamer Freibauer auf der a-Linie entschied schließlich die Partie zugunsten des Norwegers.
Deutsche Nationalspieler im direkten Duell
Ein besonderes Highlight aus deutscher Sicht war das Aufeinandertreffen von Rasmus Svane und Vincent Keymer. "Ich stand die ganze Zeit unter Druck.", sagte Svane. Und tatsächlich war Keymers Kampfgeist deutlich spürbar und sichtbar (vgl. Foto von Angelika Valkova). Dennoch konnte Svane am Ende ein hart erkämpftes Remis sichern.
Beste Stimmung und starke Organisation
Neben den packenden Partien fällt vor allem die positive Stimmung unter den rund 3.000 Teilnehmern auf. Dies liegt in erster Linie an den Teilnehmern selbst, aber sicherlich auch mit an der hervorragenden Organisation. Ein besonderer Dank gilt der Schiedsrichtercrew, die mit beeindruckendem Teamwork für einen reibungslosen Ablauf sorgt.
Wechsel ins Freestyle und Spitzenduell
Nach der vierten Runde nutzten etwa 50 Spieler die Möglichkeit, vom klassischen Schach ins Freestyle-Format zu wechseln. Darunter auch der US-Amerikaner Awonder Liang, der in Runde 5 gegen Daniel Dardha gewann. Als Belohnung trifft er morgen am Spitzenbrett auf niemand Geringeren als Magnus Carlsen.
Hinter dem ungeschlagenen Carlsen (5/5) lauern sieben Spieler mit 4,5 Punkten: Jobava, Blübaum, Sarana, Liang, Maghsoodloo, Pultinevicius und Mendonca. Der nächste Turniertag verspricht also erneut höchste Spannung!
Beitrag von Freestyle Chess: https://www.freestyle-chess.com/news/carlsen-takes-full-control-in-karlsruhe/